Lieber ein Ende mit Schrecken - als ein Schrecken ohne Ende

Eigenkündigung - der Sprung ins Kalte Wasser?!

Wenn sich ein Mensch entschließt aus eigenen freien Stücken zu kündigen, ohne dass eine neue Arbeitsstelle in Sicht ist, bringt das für das Bewerbungscoaching auch im Hinblick auf die Vorbereitung von potentiellen Vorstellungsgesprächen die Aufgabe mit sich, gute eigene Argumentationen zu finden, die den neuen Arbeitgeber überzeugen
Dass eine Eigenkündigung auch ein mutiger Schritt ist, der wirtschaftliche Folgen hat, zeigt sich auch darin, dass das Arbeitsamt, wenn man sich dort als arbeitssuchend meldet, erstmal eine dreimonatige Sperre ausspricht. Sie werden also für eine "couragierte Entscheidung” bestraft. Dies ist sicherlich ein Ausdruck dafür, dass es in unserer Arbeitsgesellschaft nicht gern gesehen wird, dass man seinen Arbeitgeber verlässt, und dann auch noch aus freien Stücken!

Wenn sie sich aber für einen solchen Schritt entschieden haben, dann gratuliere ich ihnen zunächst einmal zu dieser Entscheidung. Aus meiner Sicht ist “ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende”. Sie haben für sich die Entscheidung getroffen, dass sich etwas ändern soll und wahrscheinlich gehen sie schon länger mit diesem Gedanken durch ihr Leben. Sie haben hoffentlich nicht erst mit dieser Entscheidung gewartet, bis sie krank geworden sind - einen Boreout oder Burnout bekommen haben.

Im gemeinsamen Bewerbungscoaching in der Vorbereitung zu hoffentlich bald stattfindenden Vorstellungsgesprächen arbeite ich zunächst einmal daran, die Story hinter der Story zu erfahren. Das heißt, sie als Kunde erzählen mir im geschützten Raum, wie es sich in den letzten Wochen, Monaten oder vielleicht sogar Jahren an ihrer Arbeitsstelle entwickelt hat. Was hat sie letztendlich bewogen, den Schritt in die Eigenkündigung zu gehen?
Natürlich wissen wir, dass es ein sogenanntes No-Go ist, dass wir im Vorstellungsgespräch schlecht über unseren letzten Arbeitgeber, den letzten Chef oder die letzten Kollegen sprechen. Dennoch wissen wir, dass genau diese Rahmenbedingungen unter Umständen dazu beigetragen haben, dass sie sich entschlossen haben zu kündigen. Wie gehen wir also mit diesem Dilemma um?
Erfahrungsgemäß sind die Gegebenheiten, die zu Konflikten geführt haben, immer von zwei Bereichen geprägt: Der eine Bereich ist der emotionale und der zweite Bereich sind die Fakten. Das heißt, ich versuche meinen Kunden immer in ihrer Darstellung dahin zu bringen, die Emotion von den Fakten zu trennen. Denn gerade, wenn es um die Emotionalität geht, birgt das im Vorstellungsgespräch die Gefahr, dass sie sich durch eine zu emotionale Darstellung im Vorstellungsgespräch in ein „ungünstiges Licht“ setzen. Was also sind die Fakten? Wenn sie sich darüber im Klaren sind, dann können sie diese auch im Vorstellungsgespräch anbringen, ohne dass sie ihre emotionalen Verwicklungen mit ehemaligen Chefs und Kollegen in ihr Storytelling einbringen.

Bei meinen Coachees stellt sich eine große Erleichterung ein, wenn sie sich über diese Trennung von Fakten und Emotionen im Klaren sind. Es löst sich damit ein Stück weit die Angst vor den erwartbaren heiklen Fragen, nach der Eigenkündigung. Gleichzeitig, werden meine Coachees auch an dieser Stelle wieder selbstbewusster. Sie reflektieren, dass es äußere Rahmenbedingungen waren, die sie in diesen Schritt geführt haben. Es geht nicht darum, dass sie sich dafür entschuldigen müssen, dass sie diese Situation nicht ausgehalten haben.
Im nächsten Schritt gebe ich meinen Coachees dann noch etwas mit auf den Weg, das ebenfalls einen Beitrag zum Selbstbewusstsein liefert: stellen Sie sich in ihrem Vorstellungsgespräch als einen „mutigen, entscheidungsfreudigen Kandidaten“ dar, denn genau das sind sie!